Richard Kunisch                       An Edla

 

Ich schau’ dich an, und aus dem Herzen ziehen

Die finstern Träume, die mich lang umschlungen,

Erinn’rungsgraun und düstre Ahnung fliehen,

Von ruh’ger Stille fühl ich mich durchdrungen.

 

Nicht neuen Strebens selbstvernichtend Glühen

Hast du in’s müde Herz hineingesungen:

Ein Gottesfrieden nach durchkämpften Mühen

Sind deiner Seele Saiten mir erklungen.

 

Mag auch mein finsterer Begleiter höhnen,

Er weicht zurück vor dir, du himmlisch Reine,

Und neu geheiligt bin ich jetzt der deine.

 

Und wieder höre ich die Glocken tönen,

Und Kindesträume seh’ ich sich beleben,

Die um dein Bild in heitrem Spiel sich weben.

 

 

 

Richard Kunisch

 

Zu deinen Füßen möcht’ ich ewig liegen,

Und die Gefühle, die im Herzen walten,

In stiller Andacht dann zum Lied gestalten,

Das aus dem Staub hinauf zu dir gestiegen.

 

Und wenn die Verse träumerisch sich wiegen,

Dann möcht’ ich betend deines Kleides Falten

Zu heil’ger Weihe an die Lippen halten,

Bis alle frühern Weisen in mir schwiegen.

 

Was immer mich in Andrer Mitte quäle,

Vergessen wollt’ ich es zu deinen Füßen,

Die ich zum Altar meinem Herzen wähle.

 

Nur dir, o Heil’ge, sollte sich erschließen

Das dunkle Heiligthum der Menschenseele,

Auf deine Hand die erste Thräne fließen.

 

 

 

Richard Kunisch

 

Coeur-Ass zum Ziele! die Pistolen knallten,

Und unsre Kugeln pfiffen nach den Karten;

Wir aber, ungeduld’gen Blickes, harrten,

Bis Pulvers Wolken unserm Aug’ entwallten.

 

Und kurze Zeit nur brauchten wir zu warten,

Da sahn wir schon der Übung Lohn, der alten,

Da sahen wir sie uns entgegen halten,

Die, gut getroffen, ohne Herzen starrten.

 

Ich aber fühlte leisen Vorwurf schmerzen,

Als wenn sie todt, als müßt’ ich sie betrauern,

Und alte Bilder wurden in mir rege.

 

Und unwillkürlich griff ich nach dem Herzen,

Dem eig’nen, und mit süßen Wonneschauern,

Fühlt ich dein Haar und drunter seine Schläge.